Die evangelische Stadtkirche ist eines der wenigen historischen Gebäude in Rüsselsheim.

Der Sakralbau ist ein Baudenkmal und steht unter Denkmalschutz. Errichtet auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus wurde der Grundstein für das Gotteshaus in seiner heutigen architektonischen Gestalt am 6. Juni 1791 gelegt. Im September 1793 wurde die Stadtkirche feierlich eingeweiht.

Im zweiten Weltkrieg brannte die Kirche nach einem Bombenangriff am 20. Juli 1944 völlig aus. Von der Innenausstattung blieben einige wenige Kirchenfenster aus der Neuzeit erhalten. Sie wurden seinerzeit von der Familie Opel gestiftet und werden heute im Stadt – und Industriemuseum in der historischen Festung aufbewahrt.

Der Wiederaufbau der Kirche erfolgte unmittelbar nach Kriegsende. Dabei wurden Altar und Kanzel auf die gegenüberliegende Seite verlegt. Der ursprüngliche Zugang zum Gotteshaus befandet sich im Kirchturm. Heute betreten Besucher/innen und Gläubige die Kirche durch das Portal auf der gegenüberliegenden Südseite. Die Zugangstreppe von der Frankfurter Straße durch denTurm fehlt seit langem. Die Kirche kann heute wieder umrundet werden. Der Turm wurde, um ein vierstimmiges Glockengeläut – das von den Söhnen von Adam und Sophie Opel gestiftet wurde – aufzunehmen, 1922 um ein Geschosssegment erhöht.

 

Die Stadtkirche wurde zuletzt 1987 außen und innen renoviert. Im 225. Jahr seit der Einweihung des klassizistischen Gebäudes in der quadratischen Kubatur eines antiken Tempels ist eine grundlegende denkmalsgerechte Sanierung und Restaurierung der historischen Kirche in der alten Mitte unserer Stadt dringend erforderlich.

Zu den Baumaßnahmen siehe ausführlich unter Gemeindeleben-Baustellen.

Auf dieser Seiten möchten wir Ihnen auch einige Eindrücke der Stadtkirche vermitteln, die nicht jeder hat.

Dazu fand am 8. September 2018 um 19 Uhr ein Vortrag “ Die Bauidee “ der Rüsselsheimer Stadtkirche im Jahr 1749 im Rahmen des Rüsselsheimer Stadtplanes im  Kontext der Zeitgeschichte statt.  Referent: Prof. Ernst E.Metzner

Viele Rüsselsheimer haben die Glocken der Stadtkirche schon gehört…aber auch gesehen?
Werfen Sie doch mal einen Blick in den Glockenturm, es lohnt sich.

Am Rieslingssonntag, dem 13. Oktober 2019 gab es um 17 Uhr ein Glockenkonzert mit den Glocken der Stadtkirche. Die verschiedenen Glocken werden von Hand angeschlagen. Unter der Leitung von Günter Schneider spielt die “ Glöcknergilde Rhein – Main.

Geschichtliches zur Stadtkirche

Das erste erwähnte Kirchlein war 1514 in der Nähe der Festung erbaut, aber offensichtlich 1534 abgebrannt.

Die Vorgänger-Kirche der Stadtkirche in Stein (am heutigen Marktplatz), erbaut 1594, war eine kleine Dorfkirche. Sie war einschiffig, spätgotisch und hatte einen steilen Turmhelm. Diese Kirche wurde 1790 abgerissen.

Die Grundsteinlegung der heutigen Kirche war am 6. Januar 1791; sie wurde dann in 1793 eingeweiht.

Nach der Planung ist es eine protestantische Predigerkirche; sie hat einen rechteckigen Grundriss wie ein großer Saal – oder Zentralbau mit den Zügen eines klassischen Minerva-Tempels. Die Querachse geht von West nach Ost, Kanzel und Altar sind Richtung Norden, im Gegensatz zur Vorgängerkirche.

Ursprüngliche Maße:

Turm:  6,80 x 6,80 m, Mauerstärke  1,40 m

Kirche: außen 17 x 26 m, innen 15x 24 m,

Wandstärke 1,00m

Die Turmhöhe betrug beim Bau 28 m. 1922 wurde der Turm erhöht, da ein neues Geläut von Opel gestiftet wurde. Dadurch erhöhte sich der Turm auf ca. 35 m.

Das ehemalige Hauptportal war im Kirchturm, d.h. man betrat die Kirche von der Frankfurter Straße.

Glocken der evangelischen Stadtkirche

Die älteste Glocke stammt von 1594 (von Anfang an in der ehemaligen Stadtkirche von 1593 und in der jetzigen seit 1793). Das Geläut bestand aus zwei Glocken.
Die Familie Opel stiftete 1921 vier Glocken für ein neues Geläut, das bis 1943 so bestand. 1943 wurden vier Glocken aus der Stadtkirche zum Einschmelzen entfernt – es blieb die alte Glocke von 1594; sie war ja auch die kleinste mit dem geringsten Metallanteil. 1947 kam die große Glocke von 1921 zurück, sie blieb vor dem Einschmelzen verschont.

Nach dem Krieg wurde im Jahr 1956 der Entschluss gefasst, drei neue Glocken zu beschaffen. Sie wurden 1958 in der Glockengießerei Rincker in 35764 Sinn, Wetzlarer Str. 13  gegossen.

Volles Geläut wieder nach 1958

Das Geläut besteht seit 1958  aus 5 Glocken; vorher war die kleine alte Glocke „b`“ nicht mitwirkend.

  1. die kleine alte Glocke von 1594 „b`“, Inschrift: „aus dem heißen Feuer floss ich, Meister Klapperbach goss mich“
  2. die größte Glocke von 1921 „c`“, Gewicht 42 Zentner mit der Inschrift: Ehre sei Gott in der Höhe“ und Wappen der Familie Opel
  3. die neue „es`“ Glocke – umlaufendes Schriftband „Das ist ein köstlich Ding / dem Herrn danken und lobsingen deinem Namen / du Höchster + Psalm 92/2 +“
  4. die neue „f`“ Glocke – umlaufendes Schriftband „Seid fröhlich in Hoffnung / geduldig in Trübsal / haltet an am Gebet + Römer 12/12 +“
  5. die neue „as`“ Glocke – umlaufendes Schriftband „Gott rufet noch sollt ich nicht endlich hören ? + Gott rufet noch / sollt ich nicht endlich kommen?