Die Weihnachtspyramide
Weihnachtspyramiden werden üblicherweise aus Holz gefertigt und bestehen aus einem sich nach oben verjüngenden Gestänge auf einer vier- bis achteckigen Grundplatte. Im Inneren befindet sich eine senkrechte, in einem Glas- oder Keramik-Lager drehbar gelagerte Welle, an der ein oder mehrere Teller befestigt sind. Auf diesem werden geschnitzte oder gedrechselte Figuren platziert. Am oberen Ende der Welle befindet sich ein Flügelrad, das von Kerzen an der Außenseite der Pyramide angetrieben wird. Durch die von den Kerzen erwärmte, aufsteigende Luft werden das Flügelrad und die mit der Welle verbundenen Teller in Drehung versetzt. Traditionell drehen sich Weihnachtspyramiden im Uhrzeigersinn, seltener auch entgegen dem Uhrzeigersinn.
Weihnachtspyramiden werden in unterschiedlichen Formen und Ausführungen, zumeist durch Schnitzen, Drechseln und Laubsägearbeit hergestellt. Zum Teil sind sie kunstvoll verziert und haben die Form eines Hauses mit Spitzdach, an dessen oberen Ende die Drehflügel herausragen. Andere sind als Etagenpyramiden mit mehreren Stockwerken für verschiedene (oft erzgebirgische) Figuren konstruiert, für deren Betrieb entsprechend mehr Kerzen nötig sind. Tischpyramiden haben zumeist einen Teller und können vom üblichen Aufbau abweichen.
Die Geschichte der Weihnachtspyramide
Die Weihnachtspyramide vereinte beide Bräuche und wurde vor allem im Erzgebirge zu einem Symbol für das Weihnachtsfest. Die in Deutschland im 18. Jahrhundert bekannten Lichtergestelle waren der Ursprung der heutigen Pyramiden. Sie bestanden aus vier mit grünen Zweigen umwundenen Stäben, die am oberen Ende zusammengebunden und mit Lichtern versehen waren. In vielen Dorfkirchen der Mark Brandenburg standen früher zur Christmette sich nach oben verjüngende Lattengerüste, die mit brennenden Kerzen besetzt und glitzernden Gegenständen behangen waren. Das Ausschmücken dieser Pyramiden und das Anzünden der Kerzenlichter war eine der Hauptaufgaben der damals gebildeten Leuchterbauer-Gesellschaften. Noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bildete die Berliner Weihnachtspyramide Perjamide (auch „märkische Pyramide“ oder „Perchtemite“) das Glanzstück der Weihnachtsbescherung in Berlin. Diese meist einfachen mit Tannengrün umwundenen pyramidenförmigen Draht- und Holzgestelle wurden geschmückt, dienten als Lichtträger und wurden auf Weihnachtsmärkten verkauft oder selbst hergestellt. Ende des 18. Jahrhunderts wurden diese Pyramiden in vielen bildlichen Darstellungen verwendet und galten im 19. Jahrhundert als „Markenzeichen“ des Berliner Weihnachtsmarktes. Nach den Befreiungskriegen fand in den Städten der Weihnachtsbaum zunehmend Verbreitung.
Bergleute des Erzgebirges interpretierten die Grundform nicht als einfachen Baum mit Lichtern, sondern fühlten sich an die Form eines Pferdegöpels erinnert. Sie begannen das innen leere Stabgestell mit handgearbeiteten Holzfiguren zu füllen und entwickelten so das Grundprinzip der Weihnachtspyramide.
Der Begriff Pyramide (erzgebirgisch: Peremett) für eine lichttragende Weihnachtsdekoration, die in der Kirche aufgestellt wurde, soll erstmals 1716 in der Schneeberger Stadt- und Bergchronik gebraucht worden sein. Dort heißt es rückblickend auf die Zeit vor der Renovierung der St. Wolfgangskirche, dass die Besucher der Christmette am 1. Weihnachtsfeiertag brennende Kerzen mit in die Kirche gebracht haben und dort die eitele und allerley Illumination liebende Jugend […] Pyramiden von lauter Lichtern aufgebauethat. Bei diesen Pyramiden scheint es sich eher um eine Ansammlung von zahlreichen brennenden Kerzen in Form einer Pyramide, nicht um die Weihnachtspyramiden im heutigen Sinne gehandelt zu haben.
Als um 1830 das billige Paraffin entdeckt wurde, das die teuren Talgkerzen oder Rüböllämpchen, mit denen die Pyramiden bis dahin angetrieben worden waren, ersetzte, erlebte die erzgebirgische Pyramide einen Aufschwung. Es entstand eine Vielzahl von Motiven und Stilen, wie z. B. gotischer und orientalischer Stil sowie das Waldmotiv. Auf die Teller stellte man Figuren aus zahlreichen Themengebieten, unter anderem die Geburt Christi, Bergparaden und Tiere des Waldes.
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