Katharina von Bora, 1499-1552:

Katharina von Bora war eine der ersten starken Frauen der Reformation. Vor seiner selbstbewussten Frau hatte selbst Martin Luther großen Respekt. In allen Fragen der Haushaltsführung überließ er ihr das Regiment. Gelegentlich nannte er sie liebevoll „Herr Käthe“.
Die ehemalige Nonne war Vorreiterin für den neuen Freiheitsgeist, der damals die Menschen erfasste. Mit anderen entfloh sie dem strengen Regelwerk des Klosters, in das sie seit ihrer Kindheit eingezwängt worden war. Sie entstammte einem verarmten Landadel. Doch Katharina von Bora steht für mehr. Von ihrer Herkunft her verweist sie auf einen internatio-nalen Horizont. Unter ihren Vorfahren sind Ungarn, Slaven, Böhmen, Sachsen. Einige von ihnen bereisten schon früh das Heilige Land, andere wurden lange vor der Reformation vom reformatorischen Vorläufer Jan Hus beeinflusst. Katharina selbst war eine für ihre Zeit hoch gebildete Frau. Da sie die lateinische Sprache beherrschte, kannte sie sich in den gelehrten Schriften von der Antike bis zum Mittelalter aus. Als Siechenmeisterin war sie in den Heilkünsten kundig. Im Schwarzen Kloster zu Wittenberg, das zum gastlichen Wohnhaus der Familie Luther wurde, leitete sie als Ehefrau des Reformators einen mittleren Großbetrieb. Dazu gehörten Imkerei und Brauerei, ein Wasch- und Badehaus, Obst- und Gemüseanbau, aber auch Viehzucht mit Schweinen, Kälbern, Kühen, Hühnern, Tauben und Gänsen. Das Haus der Luthers versammelte einen großen Hausstand: Neben der Versorgung von Kindern, Familienangehörigen, Personal und Tagelöhnern gab es Bedürftigen Schutz, diente als Studentenwohnheim und beherbergte Reisende. Hohe Gäste des Reformators nahmen an der großen Tafel Platz um den berühmten Tischreden Luthers zu lauschen.

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